
Feldversuch zur Tröpfcheninfektion im Hubschrauber
Auch in Fragen der Hygiene sieht sich die DRF Luftrettung als Vorreiter und treibt die Entwicklung kontinuierlich voran. Schon 2019, vor Beginn der Corona-Pandemie, hatte die DRF Luftrettung einen Feldversuch zur Ausbreitung von Viren im Hubschrauber angestoßen. Die Ergebnisse wurden im Sommer 2020 vorgestellt und flossen in die Überlegungen zur Anschaffung der EpiShuttles ein. Dabei handelt es sich um Transportboxen für Patienten mit hochinfektiösen Erkrankungen wie Influenza, Tuberkulose oder Meningokokken.
Es zeigten sich drei zentrale Ergebnisse in den Themenbereichen Oberflächendesinfektion, Trennung von Kabine und Cockpit sowie der persönlichen Schutzausrüstung der Besatzung, die im Anschluss Eingang in das Hygienemanagement der DRF Luftrettung fanden.
Förderungsempfänger |
Hygienemanagement, DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG |
Projektbeginn | 2019 |
Partner | Deutsches Beratungszentrum für Hygiene (BZH) Freiburg |

Insgesamt wurden 16 Versuchsdurchgänge an Bord von Hubschraubern durchgeführt. (Quelle: DRF Luftrettung)

Mittels ultraviolettem Licht wurde die Verteilung der Erreger sichtbar gemacht. (Quelle: DRF Luftrettung)
Projektdetails
Im Rahmen des Projekts wurden an Bord der H145 und der EC135 insgesamt 16 Versuchsdurchgänge durchgeführt, davon elf am Boden und fünf in der Luft. Im Wesentlichen wurden zwei Szenarien abgebildet: ein Worst-Case-Szenario, bei dem ein starker Erregerausstoß simuliert wurde, und ein zweiter Aufbau, bei dem ein wechselnder, leichter Erregerausstoß dargestellt wurde. Die Tröpfchenfreisetzung wurde mittels eines Sauerstoffverneblers in Höhe des Patientenkopfes modellhaft nachgebildet. Der Versuch simulierte freigewordene Tröpfchen zum einen analog zum Hustenstoß/Niesen des spontan atmenden Patienten oder einer Person in der Kabine, zum anderen anhand einer Diskonnektion des Beatmungsschlauchs. Mittels Fluoreszenz wurden die Luftströme und somit die Bewegung der Tröpfchen verfolgt, die Verteilung wurde mit ultraviolettem Licht sichtbar gemacht. Um Rückschlüsse daraus ziehen zu können, ob und in welchem Umfang Erreger von der Kabine ins Cockpit gelangen, wurden die Versuche sowohl mit als auch ohne einen Vorhang, der das Cockpit von der Kabine trennt, dargestellt.
Ein Ergebnis war, dass bei einem spontan atmenden Patienten die Gefahr besteht, dass sich die Erreger nicht nur in der Kabine, sondern auch im Cockpit ausbreiten. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion hängt von verschiedenen Faktoren wie Erregerart, Übertragungsweg und Expositionszeit ab. Bei einem massiven Austritt von Tröpfchen über längere Zeit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Erreger nicht nur in der gesamten Kabine auf den Flächen absetzen, sondern sich bei einer fehlenden Abtrennung auch im Cockpit ausbreiten. Gibt es einen Vorhang, setzen sich die Partikel auf diesem ab. Beim zweiten Versuchsaufbau, einem kurzen Tröpfchenausstoß, der in der Realität beispielsweise mit einem Husten gleichzusetzen ist, findet sich ein Niederschlag um den Patienten herum, aber nicht im Cockpit. Daraus lässt sich folgern, dass die Dauer der Tröpfchenfreisetzung die Reichweite und den Grad der Kontamination bestimmt. Variablen wie Lüftungseinstellung von Heiz- oder Frischluft, Flugrichtung oder Flugmanöver wurden mitberücksichtigt.
Aus den Ergebnissen lassen sich unterschiedliche Maßnahmen bezüglich des Patienten- und Arbeitsschutzes ableiten. Nach dem Transport eines hoch infektiösen Patienten ist eine Reinigung aller Oberflächen in der Kabine dringend erforderlich, da aufgrund des beschränkten Platzes das Kontaminationsrisiko offensichtlich höher ist als in einem normalen Krankenzimmer. Ein weiterer Schutz kann grundsätzlich durch eine Trennung von Cockpit und Kabine erreicht werden. Für die medizinische Besatzung wird das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung als dringend erforderlich angesehen.

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